Dienstag, 13. Februar 2024

Auf der Seidenstrasse 2.0 - eine Reiseerzählung

 Auf der Seidenstrasse 2.0

Das Ende der Zivilsiation markierte sich deutlich, viel deutlicher, als man es vorher annehmen konnte. Die Türkei und der Iran waren eindeutig immer noch Bestandteil der westlichen Zivilation, auch wenn dies niemand vorher vermutet hatte. Breite Strassen für moderne Reisebusse zeigten den Reisenden, dass man an ihren Komfort und ihr Weiterkommen dachte. Überlandstrassen zogen sich durch die türkische Feldwirtschaft und dann die iranischen Steppen, als sei dies in Südeuropa von der EU gebaut. So weit war man damals noch gar nicht. Wir schrieben den Anfang der achtziger Jahre und an eine EU finanzierten Ausbau der Überlandstrassen in Südeuropa war damals noch nicht zu denken. Dennoch gab es diesen Überlandluxus mit perfektem Asphalt und annehmbaren Raststätten entlang des Wegs in der Nähe der alten Seidenstrasse. Wer das alles gebaut hatte, blieb uns damals unklar. Heute kann man mit Sicherheit annehmen, dass die westliche Wertegemeinschaft sich so zeigte. Der Shah hatte im Iran eine zum Teil perfekte Kopie des bundesdeutschen Kiesinger Staat hingestellt. Und die Bundesrepublik Deutschland war stolz daruf und beherbergt bis heute sogenannte Exiliraner und deren Geheimdienste wohlfeil in Deutschland. Damals gab es eine sogenannte islamische Revolution. Die war jedoch von Anfang an ein Lippenbekenntnis, auch schon zu den mühsamen Anfängen 1980/81. In Tehran liefen einige Revolutionsgarden herum, die einen nach dem woher und wohin fragten, als hilflose Ansätze einer Spionageabwehr gegen die USA und Israel. Das Regime an sich hatte sich aber kaum geändert und das auch nicht zu Beginn der Mullahherrschaft.

Zahlreiche Helfer bemühten sich um unser Wohlergehen im Iran und unser Reisegeld und schleppten uns in allerlei Etablissements, deren Art und Weise niemand erahnen konnte. Ich wurde in ein riesiges Hotel geführt, dessen Zimmer aus Sperrholzunterteilungen bestanden, über denen jeweils ein Ventilator kreiste. Es handelte sich um halbstaatliche Heroin- und Opiumkonsumtempel, die vollkommen unbeanstandet betrieben wurden. „I give you young people advice for free:never smoke brown sugar“Die Handelsware wurde trotz der Ansage sofort präsentiert, nämlich braunes Rauchheroin und überall, in jedem kleinen Zimmerchen rauchten die Tehraner Heroin als gäbe es kein Morgen. Ich machte, dass ich da rauskam und fragte meinen Begleiter, ob die Rvolutionsgarden und die Polizei das nicht hochnehmen würden. Es gab wie immer im Iran keine Antwort. Man verzieh mir meine Abneigung gegen Heroinkauf und die Opiumhöhlen des Shah nicht so richtig. Als ich nach einem Stück Haschisch fragte, verkaufte man mir den allerletzten Mist, den man finden konnte. „Irani people do not like charras, we like Opium and heroin. If you want to get stoned sit in the main traffic and inhale those fumes. It will make you dizzy. People do that a lot in Tehran“ Das war das erste Mal, dass ich spürte, dass ich mit persischen Verhaltensweisen im Kriegszustand lag.

Dieser Kriegszustand hat sich nie wieder aufgelöst. Nach der sogenannten islamischen Revolution liefen die Perser des Shah, vor allem waren es diese, in Scharen in die Bundesrepublik und ein paar nach Frankreich. Schon zu Zeiten des Shah machten diese sich erbärmlich wichtig. Die berüchtigten „Jubelperser“ schlugen nicht nur mit langen Holzlatten auf demonstrierende Studenten der APO ein. Sie unterhielten bis 1980 in Köln eine persische Geheimdienst- und Folterzentrale an der Bonner Strasse. Es kann heute getrost attestiert werden, dass fast die gesamte terroristische Militanz der Bewegung 2. Juni und der frühen RAF auf diesem persischen Mist gewachsen war. Das CDU Regime Kiesinger, ein erklärter Ober-Nazi der Bundesrepublik, förderte die persischen Terroristen und den Shah, wie er nur konnte. Dessen Opium- und Heroinkultur sorgt für Grabesruhe im Iran selber, wobei mehr als 20% der Bevölkerung süchtig gemacht wurden und dann auch in der Bundesrepublik. Das Shah Regime mit seinen Opiat Banden hat unterdessen nie aufgehört zu existieren. Es läuft unter dem Deckmantel einer „islamischen Revolution“ ruhig weiter und dies war auch 1981 mühelos zu erkennen. Der einzige Politiker, der etwas gegen den iranischen Auswurf vollendet unternahm, war Saddam Hussein. Er bezahlte seinen Einsatz gegen den Terror des Irans und seiner Staatsbürger überall mit totaler Entmachtung und Hinrichtung. So etwas lässt sich der „freie Westen“ nicht bieten. Nur der Iran mit seinen gigantischen Opiatbanden ist der Garant für eine Überschwemmung des Westens mit Heroin und damit Garant einer Poliik der chemischen Ruhigstellung. Dafür sorgt Großbritannien mit seinen opiumdealenden Royals an erster Stelle.

Auf perfekten Strassen fuhren wir in Richtung pakistanische Grenze und ich war froh, dass ich das Land verlassen konnte, ohne ganz ausgezogen zu werden.Wenn es einen Riß in der Zivilisation der Menschen gibt, so zeigt der sich an ganz besonderen Orten dieser Welt. Der Isthmus von Panama ist so ein Ort, einige Grenzen in Zentralafrika und ganz bestimmt die pakistanisch-iranische Grenze in Zahedan nach Belutschistan. Spucknapf der Menschheit ist ein treffender Begriff für diese riesige, ausufernde Zeltstadt voller der schlimmsten Verlierer, die je das Antlitz der Erde betreten hatten. Vollkommen verwahrloste und verlauste Gestalten näherten sich von allen Seiten, als seien wir die letzte Hoffnung, dieser Armseligkeit zu entkommen. Falsche Dollarscheine in Bündeln wurden angeboten. So falsch, dass die Frisuren der Präsidenten spiegelverkehrt waren, eine Höchstleistung. Niemand, wirklich niemand hatte in Zahedan etwas anzubieten, was nicht restlos kaputt, zerstört und verkommen war. Und das in tausendfacher Ausführung. Die Grenze war kein Problem, man konnte aber einfach nicht verstehen, aus welchem verdammten Grund drei junge Männer ausgerechnet nach Belutschistan einreisen wollten. Wir wollten weiter, das war der Grund, aber wir hatten nicht damit gerechnet, wie abrupt der letzte Schleier der Zivilisation zerreissen würde. Es gab einen Bus nach Quetta, der nächsten Stadt in Pakistan im Landesteil Belutschistan. Aber keine Strasse , wirklich überhaupt nicht. Lediglich eine hunderte Kilometer lange Schotterpiste für einen Bus im afghanischen Design ohne Federung. Und genau da hinten hinein, in die letzte Reihe pferchte man uns drei Idioten aus Deutschland, damit die Leute vorne im Bus auch etwas zu lachen hatten. Wir flogen sofort an die Decke als der Bus losfuhr. Und das sollte nicht enden, bis der Bus nach einigen hundert Kilometern in Quetta ankam. Mit uns fuhr ein italienisches junges Paar und ein junger Iraner, der vor seinem Vater gefohen war. Der Irani erzählte mir, was für ein gottverdammter Hurensohn sein Vater gewesen war. Der hatte ihn im Schnee ausgesetzt, in Unterhosen im Winter, weil er Charras geraucht hatte. Jetzt war der Iraner unterwegs nach Pakistan, um sich mal so richtig zuzukiffen. Das ging im Iran nicht so richtig. Er wollte zu den Sufis nach Belutschistan, die kiffen am allermeisten, so wusste er zu berichten. Die Italiener waren genau das, wie die meisten italienischen Traveller Richtung Indien zu der Zeit: komplett auf der Suche nach Brown Sugar, um sich so richtig zuzuballern. „Wenn der Teelöffel nicht reicht, zum aufkochen, musst Du eben den Kochlöffel nehmen“, so hieß es gerne bei Travellern, die mit Italienern zu tun hatten. Der Iraner war ein lieber Junge, der es vorzog zu verrecken, als im Itan weiterzuleben. Ich verstand ihn, er war ein netter Reisekollege. Wir kamen nicht mehr richtig lebendig in Quetta an. Der Staub und die Schlaglöcher hatten uns komplett zerstört und so sahen wir aus. Die Italiener weniger, die hatten sich unterwegs schon an jedem Rast platz gut einen aufgekocht und weggespritzt. Die einhemischen Belutschmänner quittierten dies mit lautem Gelächter. Man kippte uns in Quetta am schlimmsten Drogenhotel ab, das Belutschistan hergab. Der Besitzer machte einen schmierigen, aber gepflegten Eindruck. „Are you involved with narcotic agents here in Pakistan? Show me your passport. My Mr. Brown here will guide you further, we dont like narcotic asshole agents here, do you understand.“ Mein Kumpel wollte sofort einen guten Eindruck machen und meinte: „we need some good charas to smoke, can you sell us some“. „I just wanted to help you with room, do you need room?“ Wir bekamen einen entsetzlich schmutzigen Raum mit dem Iraner und konnten zufrieden sein.“ Der Iraner kaufte von den Belutschen ein gutes Stück Hasch und wir hatten endlich etwas Gutes zum rauchen.

Wir waren von den Strapatzen der Reise restlos erledigt. Der Belutschenbus ohne Federung hatte des letzten Rest an Fitness aus uns weggerüttelt. Der Iraner fand uns sympathisch und meinte „I will buy fruits of Asia for us all, so you get some vitamins“. Er trabte sofort los und erstand auf dem Markt in Quetta mehrer Melonen und Mangos. Der Iraner hatte verstanden, dass wir Drei mindesten genauso kaputt waren wie er, das fand er sympathisch. Wir waren seine Leidensgenossen, Opfer eines widerlichen Regimes und deren Schergen, so drückte er sich aus. Sein Vater und das iranische System hattenn ihn komplett zertört und ihn mitten im Winter im Schnee ohne Kleidung ausgesetzt. Das hatte ihn zutiefts traumatisiert. Wir waren Absolventen der vielleicht schlimmsten Schule Europas, mindestens aber der Bundsrepublik, nämlich des Sinziger Gymnasiums. Die sogenannte Schule gab vor, ein Gymnasium zu sein, in Wirklichkeit war sie eine erbärmliche Klippschule der US Armee und von US Geheimdiensten und von den Briten. Obere Klassen über uns gab es nur Eine, der Rest war Fehlanzeige. So etwas wie die Atmosphäre eines deutschen Gymnasiums gab es nur manchmal in etwaiigen Ansätzen einiger Leistungskurse. Wie in der iranischen Diktatur war der gesamte Schulbetrieb, die Bruchbude war von einem kriegsverkrüppelten Lehrer neu um Zellen einiger Lehrer aufgezogen worden. Diese Lehrer arbeiteten ausnahmslos für die AOI bzw den britischen MI6, die anderen Lehrer hatten absolut nichts zu melden in dieser Klippschule. Es wurde unbedingt erwartet, dass die Schüler sich auch privat ständig mit den Agentenlehrern bei ihnen zu Hause trafen. Machte man das nicht, zeigten sich bedeutende Nachteile im Leumund und der Benotung. Ich verweigerte den AOI Heinis und ihren Zudringlichkeiten jede Resonanz, den Briten ebenso. Dafür wurde ich in Deutsch und Englisch auf eine konstante Drei gesetzt bis zum Abitur. Man revanchierte sich aber trefflich bei mir, indem der leitende AOI Lehrer Spinnrad es sich in der Oberstufe nicht nehmen ließ, meine Freundin in der Schule privat mal so richtig durchzuficken, um mir zu zeigen, wo der Hammer hier wirklich hängt.

Welch ein Unterschied zum Iran des Shah und dem der Mullahs bestehen sollte, ist mir bis heute unklar. Der Erdkundeleher Spinnrad, eine provokativer AOI Pöbler der vordergründigsten Art, spielte den erbärmlichen Hurensohn perfekt wie im orientalischen Despotismus öffentlich durch. Er sass mitten am Tag im Sommer draussen in der Sinziger Kneipe Brunnenschänke, die linke Hand an den Titten und die rechte Hand im Slip einer vierzehnjährigen Schülerin. Breit grinsend dabei wie Udai Hussein. Was er zu sagen hatte über uns Schüler, fand immer wieder Platz in den AOI Akten der Englischlehrerin Lotz, die den Eindruck machte, als käme sie wie Spinnrad direkt aus dem Mittleren Westen der USA als Army Hilfstrupp angeschissen. Das reichte aber noch lange nicht, um unseren inneren Zustand als Opfer der schlimmsten Schule der Bundesrepublik zu erklären. Es herrschte vor allem im organisierten Britentum dort ein derartiger religiöser Fundamentalismus, dass der Iran Khomeneys dagegen als humanistische Variante herhalten könnte. Unser katholischer Religions- und Englischlehrer Halstein zog eine puritanische Britenzelle auf, wie man sie in der Bundesrepblik noch nie an einer weiterführenden Schule gesehen hatte. Der knarzende Pfeifenraucher verpflichtet Schülerinnen und Schüler in seinem Heimatdorf Bodendorf einem abstrusen katholischen Fundamentalismus, den er bizarrerweise immer wieder mit US Puritanismus und Großbritanien verband. Die „Pilgrim Fathers“ der US Ostküste aus dem 17. Jahrhundert waren sein hehres Menschenideal, was er immer wieder propagierte. Anders wäre es auch kaum gegangen, wenn er nicht einen katholischen Fundamentalismus seinem puritanischem Gebritte vorgebunden hätte. Er ging so weit im Untericht an dieser sogenannten Schule, zu propagieren, dass ein echter Katholik mit seiner Ehefrau keinen Geschlechtsverkehr haben dürfe, dass sei „alles schwerste Sünde“. Gleichzeitig unterhielt Halstein in Rom eine Zelle von katholischen geistesgestörten jungen Frauen, allesamt minderjährig, die ihm gegenüber und seiner nie benannten abstrusen Sekte ein Keuschheitsgelübde abgelegt hatten. Voller Stolz zeigte Halstein im Unterricht Bilder von italienischen Teenagern, die er in Rom unter seine Kontrolle gebracht hatte. Erst als eine nach dem anderen „in Rom“ durch Suizid aus dem Leben schied, immer wieder fand man ein Föhn in den Badewannen, hörte seine katholische Foto Performance auf. Dieser ganze Komplex an religiösem Wahn speiste sich aber weit weniger aus dem Katholizismus, sondern eher aus verklausulierten protestantischen Sekten. Schmuelchen Pfimngstman und sein pfingslerneder Vater hatten auch mit dem katholischen Fundamentalisten Halstein zu tun. Halstein wies seine MI6 Jugendgruppe immer wieder an, gegen Kinder vorzugehen, die nicht in sein verklärtes und forciertes Britentum passten.

Unser Reisemitglied Schmuelchen Pfingstman war Halstein auch vollständig verfallen, wie auch vor allem jugendliche Schüler aus Sinzig-Bodendorf. Pfingstman war ein echter Schüler des Gymnasium Sinzig: sein Vater war ein protestantischer Pfingstler, ein ungarischer Pfeilkreuzler von der Herkunft her, der sektiererischten und bescheuersten Art. So etwas wurde am Gymnasium Sinzig automatisch mit einer Zweierbenotung belohnt. Je bescheuerter, desto mehr Zweien gab es. Mein Vater versuchte den Idiotenvater Pfingstmann aus der Elternversammlung zu kehren, weil „der Idiot“, wie er mir berichtete, dort seinen Gebetssermon für die Eltern und Lehrer angerichtet hatte. Natürlich war dies erfolglos, die protestantischen und katholischen Geisteskranken arbeiten wie immer perfekt zusammen. Bei den Protestanten kommt zum religiösen Wahn der Katholiken noch hinzu, dass ständig der „Heilige Geist“ über allem schwebt. Das ist das protetstantische Alleinstellungsmerkmal. Wie gut die religiös Geistesgestörten auch politisch zusammenarbeiteten, zeigte sich am Bodendorfer Religions- und Deutschlehrer Deitrich. Der enge Freund von Halstein bekundete auch öffentlich im Unterricht, dass er seine Ehefrau nicht mehr besteige und beschlafe, er war darüber hinaus noch als „Pershing Deitrich“ bekannt, der wochenlang mit Zeitungsausschnitten seine Schüler traktierte, in denen die nukleare Vernichtung Russlands durch Mittelstreckenrakten angekündigt und gefordert wurde. Das nannte sich in Sinzig dann „Deutschuntericht“ und zeugte wie perfekt der britische MI6 mal wieder mit der AOI und der US Army zusammenarbeitete. Wenn man Deitrich nicht bedingungslos in den Arsch kroch, gab es automatisch nur eine Drei in Deutsch. So einen Mißbrauch rechtfertigte diese Schule auch offiziell gegenüber meiner Mutter, bis diese erkannte, um welche Kanaillen es sich dort handelte und diese einfach als „erbärmlich Arschlöcher“ beim Elternsprechtag bezeichnete. Das half, sonst nichts, ausser Mitgliedschaft in einer MI6 und AOI Zelle. Wollte man das nicht, blieb noch der Weg in den deutschen Rechtsextremismus. Dies wurde den Schülern unter der Hand auch angeboten, z.B. über den SS Jungen Detlev Detlevson und seinen NAPOLA und SS Vater. Die dockten dann gleichzeitig auch bei Extremisten der US Army und der AOI an, die Jimmy Carter unbedingt loswerden wollten. So wurde die Rheinland Pfälzer Rechtsradikalen Show so richtig rund.

Diesen religiös fundamentalistischen und rechtsextremistischen Dreckhaufen hatte ich mit einem guten bis mittelmässigem Abitur verlassen, trotz der vorgefügten Dreier in Deutsch und Englisch. Wir waren nach dieser intellektuellen und emotionalen Wüste eines Gymnasiums nicht mehr wißbegierig oder neugierig. Das hatte man uns vor allem im Deutschunterricht komplett aberzogen. In Englisch bei Lotz sowieso. Der Deutsch Leitungskurslehrer Dums war tatsächlich ein Vertreter des deutschen Biedermeiers und zog sich auch so an. So etwas brachten die in Sinzg tatsächlich fertig. Seine Kleidung und sein Bart sahen aus, wie aus dem Theaterfundus von 1850 bezogen. Dementsprechend war auch der Deutschunterricht strukturiert. Da der irre Biedermeier Fatzke nicht nur Biedermeier Literaten durchnehmen durfte, wurden wir mit Goethe in allen Versionen traktiert. Das hatte nur begrenzten Nährwert. So verließen wir 1980 diese Schule mit einer Art sektiererischer Deutschkenntnisse. Von rechts oben. Das Gefühl war, dass man uns komplett den Schneid abgekauft hatte, da war nichts mehr übrig außer Verdrießlichkeit und das Gefühl fliehen zu müssen. Indien war der natürliche Ausweg dafür. Das war der echte Bruch mit deer westlichen Zivilisation. Deshalb verstanden wir uns schon auf den ersten Blick sehr gut mit unserem iranischen Freund. Der war auch komplett kaputt und redete darüber. Sein erster Fluchtpunkt waren die Sufis in Pakistan und dann Indien. Er wollte sich in Pakistan mit den Sufis mal so richtig vollkiffen. Das ging im Iran nicht und Sufis gab es unter Khomeyni auch nicht. Der Iran war immer nur Opiat und ist immer weiter Opiat, zudem jetzt auch noch Religionspolizei, deshalb verschwindet man da.

Das italienische Paar war nicht mehr auffindbar „These people go where their things are to find“ meinte der Hotelbesitzer. Man hatte sie zu den Heroinrittern von Quetta weitergeleitet. Wir waren im Charras Paradies gelandet. Der Hotelchef organisierte Haschischlieferungen jeder Größe. Er berichtete mir begeistert von seiner neuen Haschöl Maschine, die er aus den USA bekommen hätte. Der britusche Hoteldiener kam in unserem Zimmer vorbeigecheckt und setzte sich auf ein Bett. Wir kifften alle was das Zeug hielt und der Brite zog mitleidig an unserem Joint. „Have you not changed the hash yet?“ „We just have this, it is not too good, I know“. „I have Mazar I Sharif here.“ Der Brite baute Joints mit exqusitem Hasch. „Rotterdam was my worst time.“ meinte er, „Quetta is more healthy to me. What about some businees with me?“ „What“ fragte ich „We are moving to India, we can not transport a lot of hash with us.“ „No hash business like that“ meinte er „We can meet in Goa and I come alomg with maybe twenty Kilos. If you do not want that: Whisky is selling here well. I dont have a license for Whisky anymore, but you three can buy some bottles for us with your passports. I give you Mazar hash for that“ Der Deal stand. Ich fuhr mit ihm und einem Kollegen zur Alkoholbude mit einer Motorrikscha. Wir kauften zwei Flaschen Black Label und fuhren mit dem Briten, er nannte sich jetzt „Mr. Brown“ zurück ins Hotel. Es gab nur ein kleines Stück Hash für den Deal Wir wussten, dass noch bessere Zeiten kommen würden. Abends ging es schon los mit Abenteuern aus 1001 Nacht. Eine größere Gruppe afghanischer Mujaheddin war ins Hotel gezogen. Es war eine komplette Impression aus 1001 Nacht. Riesige Turbane zierten die Köpfe der Afghanen und umgeschnallte Kalaschnikows. Alle sassen draussen um ein Feuer und unterhielten sich. Die Männer zeigten uns, was sie unter gutem Hash verstehen. „Extrem guter Afghan“ meinte ich. „You have different brands avilable. Jalalabad ist as good as Mazar here.“ Von Geschäft war keinerlei Rede, man wollte nur mit uns rauchen. Die Afghanen bauten kleine Joints und wir zogen mit. „Ist ja nicht viel“, dachte ich noch, „bauen die immer so sparsam.“ Ich hatte den Gedanken gerade zu Ende gedacht, als eine Wirkung einsetzte, die ich noch nie erlebt hatte. Auf jedem Auge wurde ein anderer Comic Strip gespilet, eine Filmrolle vorwärts, eine rückwärts. Wir bekamen unfassbare Lachkrämpfe. Die Afganen schauten sich stoisch an und meinten zu mir: „we no hahaha. We smoke always like this, never hahaha“ Ich bekam noch mehr Lachkrämpfe, die Comicfilme machten mir Spaß. So einen Hasch hatte ich noch nie geraucht. Wir rauchten weiter und rollten uns zufrieden zum Schlafen weg. Schmuelchen Pfingstmann konnte die Situation nicht mehr kompensieren. Ihm hatte das Hasch richtig schlimm zugesetzt und er begann nachts nach seiner Mutti zu rufen. Keiner kommentierte sein Verhalten in irgendeiner Weise, ich wusste aber, dass dies seinen ultimativen Zusammenbruch von uns Allen bedeutete. Der Hotelbesitzer schaute besorgt drein am nächsten Morgen. So etwas wie das Schmuelchen hatte er nicht erwartete. Das Problem lag jetzt darin, dass niemand uns noch einschätzen konnte oder wollte. Um die Stimmung zu heben kaufte ich ihm ein paar Tolas Hash ab, das wirkte etwas, aber nicht wirklich. Wir verließen das Hotel in Richtung Bus nach Lahore. Ein Niederländer, der sich auch einquartiert hatte nahm mich noch schnell zur Seite. „I can`t understand why you travel with that man, you have to send him home. You can not stay with that man in Pakistan, do you understand“ Ich sagte nichts und verstand, dass die Message irgendwo von oben kam. Schmuelchens Reise war beendet, das hatte irgendjemand ausserhalb von uns beschlossen. In Lahore wurde dann für Schmuelchen die Reißleine gezogen. Wir übernachteten zu Dritt in einem billigen Hotel und verbarrikadierten die Tür. Niemand konnte, unter keinen Bedingungen, nachts hereinkommen. Am nächtsen Morgen teilte Schmuelchen uns mit, dass sein Geld geklaut worden sei und er nach Hause fahren müsse. Ich war zufrieden, dass er von Indien aus absegeln würde. Seine Psyche konnte dem existentiellen Druck und dem starken Männertum nicht widerstehen. Er hatte Glück gehabt, dass ihn die Afghanen nicht als Spion erschossen hatten und er wusste das und auch die kleine Travellerszene, die über Belutschistan nach Indien reisen wollte. Wir waren stigmatisiert. Ich hielt mich mit Bemerkungen zurück, ich wollte keine weiteren Ausraster von Schmuelchen miterleben oder provozieren. Lahore war ein Ort, den man so schnell wie möglich in den achtziger Jahren verließ. Die Stadt galt als die schlimmste Ansammlung von Hurensöhnen, die Pakistan zu bieten hatte. Das große Tor nach Indien wartete auf uns, das sagenumwobene Bharat verlockte und wir nahmen den kleinen Zug, der von Lahore aus über die Grenze nach Amritsar fuhr. So schnell doies möglich war.

Die westliche Zivilisation kehrte nicht zu uns zurück, als wir die indische Grenze überquerten. Aber eine andere, unendlich komplexe Kultur stürmte auf uns ein. Ich hatte die ganze Zeit, auch in Amritsar ein derartiges Deja Vu Gefühl, dass ich dies alles hier ganz genau kennen würde, wie noch nie in meinem Leben. Die ganze Welt um uns herum war in tausenden Facetten bunt und vielfältig und merkwürdigerweise kam ich mir kein bißchen fremd vor. Wir hatten ein einfaches Hotel mit typisch indischem Room Service. Servants brachten uns Tee und Snacks in großer Vielfalt vorbei und amüsierten sich köstlich über unserer Unwissenheit, was die einzelnen Snacks zu bedeuten hatten. Ich streunte durch die schmalen Strassen um unser Hotel herum und hatte immer mehr das Gefühl, hier schon einmal geween zu sein. Handwerker in diversen Berufen boten ihre Waren an und stellten diese auch selber vor Ort her. Amritsar galt als Stadt der Sikhs, aber es herrschte auch ein mindestens genauso starkes hinduistisches Strassen- und Tempelleben. Ich ging ins Hotel zurück und wollte hören, wie Schmuelchen Reisepläne mittlerweile aussahen. Er wollte morgen schon mit dem Zug nach Delhi fahren und von dort aus ein Rückflugticket von der deutschen Botschaft erbitten. Er plante noch, eine Sitar in Indien zu kaufen, damit die Reise nicht vollständig als sein persönliches Reinfall gewertet wurde. Zu zweit könnte es nur besser werden, dachte ich mir und kümmerte mich um andere Freaks aus Europa in dem Hotel. Die konnten uns ein paar gute Tips für indische Greenhorns geben. Ich fühlte mich wohl eigentlich, blieb aber ein bißchen zu Hause, bis ich merkte, dass meine gesamte Haut allergisch auf die neuen Umstände reagierte. Überall am Körper, vor allem im Gesicht bekam ich Eiterpickel und zwar so intensiv, dass die Leute im Hotel fast Angst vor mir bekamen. Bis zum nächsten Morgen waren die Pickel noch zahlreicher geworden als bisher. Der Eiter spritzte nur so heraus, wenn man sie berührte. Ich hatte die Schnauze voll und fühlte mich auf einmal miserabel. Mein ganzer Körper schien gegen irgendetwas zu rebellieren, was ich nicht einschätzen konnte. Ich tippe heute auf Schmuelchen. Ich entschied, mich den Ärzten zuzuwenden, die auf einer Seitenstrasse einer neben dem anderen sassen. Es handelte sich durchwegs um Brahmanen, die als Vaidyas arbeiteten. Die meisten hatten irrsinnig dicke Brillengläser auf der Nase, durch die sie etwas erspähen wollten. Ich ging zum ersten freundlichen Herrn, der dort sass und er fragte, um was es mir ginge. Ich deutete nur auf mein entstelltes Gesicht und er wusste sofort, was zu tun sei. Er holte aus seiner Praxis eine Literflasche voll schwarzer Brühe und meinte, ich müsse das Zeug den ganzen Tag über mit dem Esslöffel einnehmen, das würde sofort weggehen. Ich zahlte einen damals recht hohen Betrag und trollte mich mit der Flasche nach Hause ins Hotel. Das Zeug schneckte nicht nach Viel, ziemlich erdig und ich nahm es fleißig ein, zum Gespött der Freaks im Hotel. Die Sikhs, die das Hotel leiteten, meinten, das sei sehr gut für mich. „All clean clean, you will see.“. Nach zwei Tagen war der Eiterauschlag restlos verschwunden, begleitet vom großen Hallo der Traveller im Hotel, die mich Pustelboy nannten. Es konnte weitergehen mit unserer Reise. Wir setzten Schmuelchen Pfingstmann in einen Zug nach Delhi, damit er bald wieder bei seiner Mutti sein konnte und das war für alle Beteiligten die einzig mögliche Option. Schmuelchen hatte mit seinen christlichen Vorstellungen in Indien andere, aber ebenfalls schwerste inner Probleme wie in Pakistan und freute sich auf die Heimreise. Er hatte immer den Eindruck, die Servants im Hotel müssten sich intensiv um ihn kümmern, wie zu Hause die Mutti, was diese mit herablassendem Spott bedachten.


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